Nach meinen Erfahrungen und den Rückmeldungen meiner Klienten sind die Dokumentation, das regelmäßige Führen des Trinktagebuchs und die Planung des Konsums für die jeweils nächste Woche zentrale hilfreiche und strukturierende Elemente des Programms zum Kontrollierten Trinken. 

War das Trinken bis zum Beginn des Programms planlos und von Impulsen gesteuert, ohne Maß, ist der erste Schritt im Programm die Dokumentation des Trinkens. Es wird dokumentiert die Art und Menge des Alkohols (im fortgesetzten Verlauf findet eine Präzisierung der Trinkmenge durch die Einführung der "Standardeinheit" statt), der Auslöser (angenehme oder unangenehme Gefühle, Gewohnheit etc.), der Ort und anwesende Personen. 

Eine Verdeutlichung des Konsums erfolgt durch die Dokumentation und das wöchentliche Gespräch mit mir. Oft sind meine Klienten irritiert und stellen fest, dass sie mehr trinken, als sie in ihren ersten Einschätzungen angaben. Eine häufige Reaktion ist das eigeninitiative und nach dem Programmverlauf vorzeitige Reduzieren der Trinkmenge. Ein weiterer Gegenstand der Dokumentation können die Kosten für den Alkohol sein. Dabei kommen Beträge von bis zu 1000 und mehr Euro zustande. 

Wichtig ist es, die Patienten zur disziplinierten und regelmäßigen Dokumentation anzuleiten. Nur so kann ein Trinkverlauf über eine längere Zeit anschaulich dokumentiert werden. Zum  Programm gehört eine Skala über den Zeitraum von ca. 3 Monaten. Die Verlaufskurve motiviert, regt den Ehrgeiz an und verschafft anschaulich Erfolgserlebnisse. Sollte die Trinkmenge sich eklatant steigern, kann dies kritisch besprochen und durch geeignete Maßnahmen gegen gesteuert werden. 

Eine deutliche Reduktion der Trinkmenge ist auf diese Weise anschaulich und nachvollziehbar dokumentiert, der Erfolg des Programms nachweisbar. 

Ab der 5. Sitzung erfolgt nach der Abstinenzwoche erstmals die wochenweise Festlegung der Trinkziele. Drei Kriterien sind dabei zielführend:

1. Anzahl der Abstinenztage

2. Obergrenze der Standardeinheiten, die an keinem Tag überschritten werden soll

3. Summe der Standardeinheiten an allen 7 Tagen zusammen

Der Trinkplan "Check-up" erfolgt wöchentlich im Gespräch mit mir. Eine realistische Planung wird vereinbar. Realistisch heißt, dass der Klient sich nicht überfordern soll, aber gleichzeitig durch die Reduktion gefordert wird. Dies ist wichtig, um unnötige Frustrationen zu vermeiden und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, die motivieren, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und Kontrolle und Reduktion voranzutreiben. 

In der Rückschau auf die vergangene Woche wird reflektiert, welche Strategien funktioniert haben und für welche Situationen noch Bewältigungsstrategien entwickelt werden müssen.

Die festgelegten Ziele sind nicht in Stein gemeißelt, sondern können im Prozess der Zusammenarbeit immer feiner austariert werden. Manchen Klienten fällt es leichter, die tägliche Trinkmenge deutlich zu reduzieren bei gleichzeitig wenigen Abstinenztagen, andere präferieren eine höhere Anzahl von alkoholfreien Tagen, haben aber höhere Menge von Standardeinheiten pro Tag. 

Der Klient entscheidet, ich berate und informiere.